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Hans-Josef Heck

Das  Verstehen  verstehen
 
Das  WOZU  von  Sprache

 
Version  0.0.4e  -  21.11.2021-25.11.2021
 
 
Verstehen  kann nur bedeuten,  dass  wir  wissen,
 
  •   wozu  etwas  verwendet  werden kann,  -
 
  •   wie die Elemente des Systems zusammenwirken
 
  •   und  -  wie das System bedient werden kann.
 
Weil  wir  nur  miteinander  überleben  können,  ist
 
die Möglichkeit, sich  miteinander  verständigen
 
zu können,  überlebens·wichtig.
 
*  *  *
 
Weil  Wissenschaft und Philosophie  noch nicht erkannt haben, dass wir das  Verstehen  organisieren  müssen,  um uns miteinander ver- ständigen zu können,  fehlt uns die Möglichkeit zu entscheiden, was  verstehen  bedeuten  soll.
 
Um  Ent- oder Unter-scheiden  zu können,  benötigen wir ein
 
Kriterium,  einen Vergleichs·Maßstab,  ein Bezugs·Feld,  ein
 
WOZU,  wozu das Denkerzeugnis verwendet  werden soll.
 
Verwenden  ist das  WOZU  -  sowohl unseres
 
Wissenschaffens  als auch  unseres Handelns.
 
Statt vom  WOZU  sprechen wir auch von  Sinn,  Zweck, 
 
Aufgabe,  Ziel,  Bedeutung,  Wirkung,  Funktion,  ...
 
Weil  Galilei  Galileo  die Realität als Bezugsfeld gefordert
 
hat, hat die Kirche ihn festgesetzt,  mit Hausarrest belegt.
 
Bis heute hat es die  Philosophie  nicht gewagt  anzuerkennen,
 
dass  wir ein WOZU haben müssen,  um entscheiden zu können.
 
Und die  Angewandte Wissenschaft  findet ihre
 
Entscheidungskriterien beim Planen des Handelns.
 
Die Pädagogik weiß,  dass  zwischen Wissen und Handeln  kein
 
Transfer besteht,  wenn man nicht lernend erfahren kann,
 
wie man Wissen handlungsorientiert verwenden kann.
 
Diese Einsicht setzt unsere Erziehung aber nicht um,  weil
 
unser  chancenorientiertes,  "öffentliches" Bildungssystem
 
nicht in der Lage ist (?),  einem selbstbestimmten Lernen
 
zu überlassen,  dies zu erkennen.
 
Dieses Nicht-Verwirklichen selbstbestimmten Lernens
 
verhindert,  dass die Mehrheit der Einzelnen versteht,
 
welche  Wirkungen  gewinngesteuertes Handeln  und
 
eigentumsbasiertes Preissetzen  haben.
 
Wer die Grundlagen des Denkens erforschen will,  muss
 
entscheiden,  ob er  Glaubenssätze  oder die  Wirklichkeit
 
zum Prüfstein seiner Erkenntnisse machen will.
 
*  *  *
 
Wenn unser Denken sinnvoll  und  zu etwas gut  sein soll,  dann
 
müssen wir setzen/vereinbaren,  wozu  das gut sein soll,  was
 
wir erdenken (== wissenschaffen,  forschen,  kreieren,  ...).
 
Und wir müssen herausfinden,
 
welche  Freiheiten  und  welche  Grenzen 
 
unserem Wissenschaffen und unserem Handeln gesetzt sind.
 
Die für uns grundlegende Gegebenheit ist das Geschehen,  das unser Universum ausmacht.  Dieses Geschehen ist  dauerhaft. Andernfalls gäbe es uns nicht.
 
Aus dem reichlich vorhandenem, ungezügeltem Grundgeschehen
 
hat sich vor etwa 14 Milliarden Jahren
 
unser Universum entwickelt.
 
    Der  Antrieb  des Geschehens hat  DauerhaftSein  bewirkt.
 
Dieses  neuartige,  dauerhafte  Geschehen  ist außerdem  in der
 
Lage,  sich - scheinbar beliebig - mit anderem Geschehen
 
zu wieder neuartigem Geschehen zu verknüpfen
 
Neuartiges Geschehen bleibt aber nur dann dauerhaft-existent,
 
  •   wenn die Regelmäßigkeit des Antriebs erhalten bleibt  und
 
  •   wenn die Wirkung eines Geschehens,  die für die Wirkung
eines anderen Geschehens erforderlich ist,  erhalten bleibt.
 
Die Wirkung eines Geschehens,  die für die Wirkung eines anderen
 
Geschehens erforderlich ist,  ist das WOZU dieses Geschehens.
 
Wir müssen uns bewusst machen,  dass
 
alles Geschehen,  das dauerhaft bleibt,  durch 
 
WOZUs  verknüpft wird zu einem  geschlossenen Ganzen.
 
Es ist das  Miteinander-Wirken,  das  Kooperieren  der Geschehen,
 
das  DauerhaftBleiben  und  Geschlossenheit des Ganzen bewirkt.
 
*  *  *
 
Wenn wir einen solchen Zusammenhang erkennen,  sprechen wir
 
von einem  funktionalem  Zusammenhang.
 
Wenn wir einen funktionalen Zusammenhang erkannt haben,
 
sagen wir:  Wir haben verstanden,  was da vor sich geht.
 
Verstehen  bedeutet also,  Verwendungszweck,  Sinn,  Funktion,
 
das  WOZU  eines Denkerzeugnisses  erkannt zu haben  und 
 
verwenden zu können.
 
Wichtig zu erkennen ist,  dass  Dauerhaftes Geschehen
 
nur dann dauerhaft-existent bleibt,  wenn es
 
  •   eine Funktion wahrnimmt  und  wenn es
 
  •   mit den anderen Geschehen verträglich ist.
 
*  *  *
 
Eine grundlegende Erkenntnis ist,  dass alles, was vor sich geht,
 
dass alles,  was geschieht,  Entwicklungsgeschehen  ist:
 
  •   Vom  Grundgeschehen,  das wir uns als
'Kristallisationspunkt in Bewegung'  vorstellen,
 
  •   bis hin zu den hochkomplexen Geschehen
in unseren Gehirnen,
 
gab es ständige Veränderungen in der Art des Geschehens.
 
Um das Neuartige eines Geschehens aufzeigen zu können,
 
müssen wir den Unterschied aufzeigen  zwischen dem
 
bisherigem Geschehen  und  dem neuartigem Geschehen.
 
Wir müssen  beides Geschehen  so darstellen,  dass  das
 
erkennbar wird,  was  den Unterschied  ausmacht.
 
Das,  was den Unterschied deutlich werden lässt,
 
verwenden wir als  Kriterium des Unterschieds,  als
 
Unterscheidungs-  oder  Entscheidungs-Kriterium.
 
Diese Erkenntnis ist aber nur  ein  Schritt in Richtung
 
des Verstehens des Verstehens.
 
Wir  können das Geschehen,  in dem wir leben,  nur
 
durch  die  Sinne wahrnehmen,  die  wir besitzen.
 
Um uns miteinander verständigen zu können, müssen wir
 
Möglichkeiten kreieren,  mit denen wir das Geschehen
 
darstellen können.  Diese Möglichkeiten müssen wir
 
miteinander vereinbaren bzw. lernend erwerben.
 
Was aber immer noch nicht das ist,  was  Verstehen  bedeutet.
 
Als Frage bleibt,  was  von dem Geschehen,  soweit  wir
 
dies mit unseren Sinnen überhaupt erfassen können,
 
soll  dargestellt  werden?
 
Wir benötigen eine Kriterium,  um entscheiden zu können,  was
 
an dem Geschehen für uns von "Bedeutung", von Wichtigkeit ist.
 
Dieses Kriterium können wir nur aus dem herleiten, 
 
wozu   wir dieses Wissen  verwenden  wollen.
 
Dies ist die alles-grundlegende Erkenntnis.
 
Aber nicht nur unser  Wissenschaffen  und  unser
 
Kreieren von Denkerzeugnissen  bedarf eines  WOZUs:
 
Alles Geschehen  in unserem Universum,
 
das  dauerhaft bleibt,  besitzt ein  WOZU.
 
Alles Geschehen  in unserem Universum  ist nur
 
deshalb  dauerhaft,  weil es sich  kooperativ verhält:
 
Ein neuartiges Geschehen muss in der Verknüpfung mit
 
anderen Geschehen  zu etwas gut sein.  Andernfalls
 
zerfällt es wieder in Grundgeschehen.
 
Und es muss mit den anderen Geschehen  verträglich  sein.
 
Andernfalls entsteht ein Konflikt,  bei dem nur eines der
 
Geschehen  oder  auch  keines  dauerhaft  bleibt.
 
Durch Beobachten wissen wir,  dass alles Geschehen 
 
Entwicklungsgeschehen  ist.  Geschehen,
 
  •   das sich  nicht nur  gleichartig wiederholt
 
  •   sondern auch sein  Verhalten verändert.
 
Das Geschehen ist bei seinem MiteinanderVerknüpfen aber nicht
 
nur auf die Möglichkeit gestoßen,  Dauerhaftes Geschehens 
 
zu erschaffen,  sondern auch auf die Möglichkeit 
 
wiederverwendbare Konstruktionspläne  zu  speichern.
 
*  *  *
 
Um die  Funktion von Sprache zu verstehen,  müssen wir herausfinden,  wie ein  Bezeichner  seine  Bedeutung  erhält.
 
Wenn etwas als  Bezeichner  dienen soll,  mit dem wir uns
 
miteinander verständigen können,  dann  müssen  wir  die
 
Bedeutung  dieses Bezeichners miteinander  vereinbaren.
 
Die Grundlagenforschung hat aber bis heute nicht herausgefunden,
 
wie man einen  Begriff  bilden,  eine  Definition setzen  oder
 
die  Bedeutung eines Bezeichner  vereinbaren  kann.
 
Wenn unsere Sprache dazu dienen soll,  die Welt,  in der wir leben,
 
als Modell darstellen zu können,  dann muss das Mittel unserer
 
Darstellung es zulassen,  die Welt so darzustellen, dass
 
wir die Darstellung dazu  verwenden können,
 
wozu  wir sie verwenden wollen.
 
Verstehen  kann also nur bedeuten,  dass  wir  wissen,
 
  •   wozu  etwas  verwendet  werden kann,
 
  •   wie die Elemente des Systems zusammenwirken
 
  •   und  wie das System bedient werden kann.