Offener Brief an alle Studenten und an ---------------------------------------------- die Studenten der Psychotherapie (in Graz) Das "Wissen" der Wissenschaftstheorie gehört zu den Grundlagen, das oft als "Wissen" nachgewiesen werden muss. Nur dass das, was als "Wissen" nachgewiesen werden muss, keiner Überprüfung stand hält. Alle Einzelwissenschaften haben ihre eigenen Methoden entwickelt. Erfolgreich. Trotzdem verlangen unsere Einzelwissenschaften Teile dessen, was die Wissenschaftstheorie lehrt, als "Propädeutikum". Für die Psychotherapeuten spielt das Wissenschaffen nicht nur später in ihrem beruflichen Alltag eine bedeutende Rolle, sondern auch für die Anerkennung ihres Faches als Wissenschaft. Das Psychotherapeutisches Propädeutikum in Graz unter Leitung von Professor Dr. Pieringer hat - wahrscheinlich aus beiden Gründen - besonderen Wert auf die optimale Ausgestaltung des wissenschaftstheoretischen Teils der Ausbildung gelegt und umfangreiches Material zum Download zur Verfügung gestellt: http://www.propaedeutikum-graz.at/ index.php?option=com_jotloader&view=categories&cid=0&Itemid=28 VO 602.999: Einführung in die Psychotherapiewissenschaft: Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie (32 MB) Professor Pieringer sieht die Psychotherapiewissenschaft angesiedelt zwischen Erkenntnistheorie und Wissenschaftstheorie (http://www.propaedeutikum-graz.at//download/Skript_Pieringer_SS2013.pdf) und schreibt im Abschnitt "Die Wissenschaftstheorie, ...": "H-J. Heck liefert dazu eine sehr allgemeine und pragmatische Erläuterung: „Das Wissen, das wir schaffen, dient dazu, es uns möglich zu machen, so zu handeln, dass die Funktion, die unser Handeln anstrebt, auch erreicht wird. Wissen wird in einem Entscheidungsprozess zu dem verarbeitet, was den Ausführungsprozess steuert und dann als 'Information' bezeichnet wird. Entscheiden zu können setzt voraus: • dass wir Werte setzen und Handlungsalternativen bewerten können. • dass wir Wissen über die in Frage stehende Wirklichkeit entdeckt haben und dieses Wissen auch anwenden können. • dass wir Möglichkeiten haben, das Wissen darzustellen und das Dargestellte weiterzuverarbeiten, also Denkmöglichkeiten und Darstellungsformen entwickeln. • dass wir dem Werk oder dem Prozess eine funktionsgerechte Darstellungsform geben; also kreativ gestalten können. Um überprüfen zu können, ob das Geschaffene als Wissen bezeichnet werden darf, also die von uns gesetzte Funktion erfüllt, müssen Prüfkriterien gesucht und Prüfverfahren entwickelt werden, die sowohl die Gegebenheiten der in Frage stehenden Wirklichkeit (=Betrachtungsbereich) als auch die von uns gesetzte Funktion zugrunde legen. Weil dies so sein muss, kann es auch kein für alles Wissen gültiges Prüfkriterium und Prüfverfahren geben.“ (HJ Heck 2012)" Zu finden unter: • Wissenschaftstheoretische Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens 2 Vier Kategorien des Denkens unterscheiden Ich knüpfe deshalb hieran an, damit Sie sehen, dass >-anwendbares-< Wissen im Interesse aller Wissenschaften liegt. Alle Einzelwissenschaften haben diesen Anspruch und daher eben auch ihre eigenen, pragmatischen Methoden entwickelt. Dass die Studenten der Einzelwissenschaften trotzdem das sogenannte "Wissen" der Wissenschaftstheorie studieren müssen, kann nur als "akademischer Mantel" verstanden werden für die eigenen, "nur" pragmatischen Methoden. Ich halte dies für ein "verqueres" Denken. Und ein Vergeuden von Zeit und von Potential. Ich möchte aufmerksam machen - auf einen grundlegenden Einstieg in das Wissen vom Wissenschaffen und - auf die funktionale Bedeutung der Psychologie und der Psychotherapie. Unsere Spezies kann ihr Wissenschaffen nach-denken. Die ungeheure Chance, die uns mit dieser Fähigkeit zur Verfügung steht, haben wir bis heute noch nicht wirklich verstanden: www.wissenswissenschaft.de/a008_wissenschaffen.htm Wenn bei Ihnen Interesse besteht, den wissenswissenschaftlichen Fragen "pragmatisch" auf den Grund zu gehen, schicken Sie mir eine Mail. Hans-Josef.Heck (wo) wissenschaffen-und-handeln.de Die oben zitierte Kennzeichnung meiner wissenswissenschaftlichen Erkenntnisse durch Professor Pieringer als "pragmatisch" lässt sich übersetzen mit "funktional und anwendbar". Wenn Wissen nicht anwendbar ist, sollten wir es auch nicht als "Wissen" bezeichnen, sondern zum Beispiel als "dummes Zeug". Das oben erwähnte "pragmatisch" von Professor Pieringer fasse ich als "funktional" / "anwendbar" auf. Wenn Wissen nicht anwendbar ist, sollten wir es auch nicht als "Wissen" bezeichnen, sondern zum Beispiel als "dummes Zeug". Wissens- und Erkenntnis-Wissenschaft, Psychologie und Psychotherapie haben haben noch viel Brachland zu bestellen: Wir müssen keinen unfruchtbaren Boden pflügen. Das müssen Sie als Studenten einer jungen, noch offenen Generation gemeinsam selber tun. Nehmen Sie ruhig auch die Schüler mit, die noch neugierig sind.Dieser Text ist unter den Lizenzbedingungen der CreativeCommons für jedermann frei nutzbar.